Wesensgemäss leben

Alle Notlösungen wie Flucht, Angriff, Manipulation, imfall auch Substanzenmissbrauch, Sex, Workaholismus etc. basieren darauf, dass ich immer wieder Distanz herstelle. Zu mir selbst und zu anderen. Folglich wird mit diesen Strategien keine Nähe zustandekommen, auch wenn ich das will.

Solche Notlösungen verhindern, dass ich ein wesensgemässes, also authentisches und freies Leben führe. Ich verhalte mich in bestimmten Situationen eher recht als echt. Oft fühlt sich das sogar «richtig» an, weil ich es von klein auf gewohnt bin; als sehr junger Mensch mit noch rudimentärem Nervensystem war es im Fall von «Umfeldversagen» unumgänglich, Distanz zu mir selbst herzustellen, um zu überleben. 

Denn die Bindung ist für Kinder lebensnotwendig, also wichtiger als die Autonomie. Häufige Formen der Anpassung sind etwa viel «in den Kopf» gehen, das Fühlen und Spüren umgehen, eigene Bedürfnisse hintanstellen, wahren Kontakt meiden, für sich einstehen etc.

Als Erwachsener ist mein Nervensystem ist ausgereift, ich bin handlungsmächtig, habe Lebenserfahrung, mich ein gutes Stück selbst reguliert und bereits eine Menge Probleme und Konflikte gelöst. Um manche alte Anpassungsstrategie zu entmachten, habe ich selbst eine sachkundige und beziehungsfähige Begleitung benötigt und genossen, zuletzt während meiner Ausbildung in Neuro-Regulation.

Denn was die Veränderung bewirkt, ist nicht das angestrengte Verändernwollen, auch nicht die Lektüre von schlauen Büchern oder die Flucht in  Spiritualität oder Selbstoptimierung, sondern aufrichtige Kommunikation mit einem vertrauenswürdigen Gegenüber auf Augenhöhe, in der die Notlösung erkannt, mitgeteilt, verstanden und damit entmachtet werden kann.

Dafür bin ich dankbar, und ich freue mich, dass ich diese segensreiche Arbeit namens Neuro-Regulation selbst leisten kann - sei es im 1:1-Setting oder im Rahmen der Schwertarbeit.