01/01/2024
Die Legende vom Heiligen Gral beschreibt metaphorisch die Suche des Einzelnen nach sich selbst. Doch wie das schon bei den Religionen in die Irre führt, wollen viele darin einen Tatsachenbericht lesen. Sie sehen draufgängerische Helden, die aufbrechen, um den goldenen Pott irgendwo in der dinglichen Welt zu finden. Natürlich hat ihn niemand je gefunden, denn es gibt nur die Metapher, die Mythologie. Genauso werden wir auf Dauer daran scheitern, unser Glück in Phänomenen der Aussenwelt zu finden.
Als im Mittelalter die Legende entstand, gab es strikte, strafbewehrte Regeln, wie man sich zu verhalten hatte, um als guter Christ zu gelten. Die Person spielte keine Rolle; es ging alleine um die kollektive Unterwerfung. Die Mythologie des Grals war der Gegenentwurf für Menschen, die für ihre Sinnsuche oder individuelle Spiritualität nicht auf die Kirche setzen konnten.
In der Sage sollte jeder Ritter für sich alleine zur Suche in den Wald aufbrechen, und zwar an der dunkelsten Stelle. Jeder ist in diesem Abenteuer für sich selbst verantwortlich, keiner hat einen Guru oder Pfarrer, der ihm sagt, was er tun soll. Den «Gral» findet er in sich, wenn er gerade auch seine dunklen Seiten zu sich nimmt. Deshalb ist der Gral heilig und der Finder heil im Sinne von ganz. Der Gral bist du selbst.
Wer sucht, will finden, was in ihm angelegt ist. Transparent werden für das, was sein eigenes Wesen oder Potenzial ausmacht. Diese Erfahrung hat jeder exklusiv – auch wenn es Wege gibt, die gemeinsam beschritten werden können. Auf den Gralsmythos bezogen liegt der Schwertweg nahe, steht das Schwert doch für die Flamme des Bewusstseins, das Unterscheiden von unsinnig und sinnhaft, das Trennen im Sinne einer neuen Verbindung, für das sich Freischneiden von aufgesetzten Denk- und Verhaltensgewohnheiten.
Das Schwert ist dem «Ritter» ein unbestechlicher und machtvoller Begleiter für den Aufbruch ins Abenteuer, näher an der eigenen Essenz zu leben und Herausforderungen mit Humor und klarer Ausrichtung zu begegnen.