Das Schwert und der Frieden

Das Bild «Schwerter zu Pflugscharen» spiegelt häufig die Sehnsucht nach innerem und äusserem Frieden. Wie passt das zur Schwertarbeit?

Ich bekam auf Posts mit der Forderung etwa nach Friedensverhandlungen Rückmeldungen à la «Du bist ja ein schöner Schwertkämpfer, wenn du der Ukraine nicht einmal zugestehst, sich zu verteidigen.» Auch darin zeigt sich das tief verankerte Bild des Schwertes als eine kriegerisch zu brauchende Waffe. Im Gegensatz zu einem harmlosen Agrargerät (das auch töten kann).

Jesus wird der Satz zugeschrieben: «Ich bin nicht gekommen, um euch den Frieden zu bringen, sondern das Schwert». Ich verstehe das so, dass der Mensch besser erst innerlich Klarheit findet, um für sich unterscheiden, das Wesentliche vom Überflüssigen trennen und also stimmig entscheiden zu können. Ohne diese Klarheit aus der Selbstfühlung heraus, ohne dieses Bewusstsein kann es schwerlich inneren Frieden geben, und wo kein innerer Frieden ist, ist auch keiner im Aussen.

Wie ich es erfahre, geht mit der Schwertarbeit eine solche Bewusstwerdung einher. Da ist zum einen das Zentrieren im Hara, das mich im Körper verankert und mich so meine intuitive Wahrheit spüren lässt. Da ist das feine Fühlen, das sich etwa mit Übungen einstellt, die den achtsamen energetischen Kontakt über die Schwertspitze schulen. 

Oder das Reflektieren der eigenen Wahrnehmung als auch der anderer Personen, was das Führen des Schwertes selbst angeht: Kleine Unstimmigkeiten, Grimassen, Wackler, hochgezogene Schultern, Tunnelblick, Anstrengung etc. geben wertvolle Hinweise darauf, inwieweit da gerade wieder mein anspruchsvoller, gefallsüchtiger und nicht besonders friedfertiger Kopf mitmischt.

Dass das Schwert ursprünglich eine Waffe ist, macht das Üben nur noch intensiver. Es schärft Geist und Wahrnehmung und macht deutlich, dass es in der Hand jedes Einzelnen liegt, was er mit seiner Energie, seinem Geist und beliebigen Gegenständen anstellt. Wie in allen ostasiatischen Kampfkünsten geht es – besonders bei dieser Art Schwertarbeit – darum, die Techniken für Meditation, Selbsterkenntnis und die Verfeinerung einer friedfertigen, mitfühlenden und klar ausgerichteten Person zu nutzen, nicht um sie gegen Andere einzusetzen.