01/04/2021
Weiss gilt gemeinhin als rein, sauber, positiv. Schwarz nicht. Entsprechend gilt das «schwarze Schaf» als unpassend, zumal sich wohl jeder unter einem normalen Schaf ein weisses vorstellt.
Also fallen «schwarze Schafe» aus der Reihe, nehmen die ihnen zugedachte Rolle nicht ein, gelten als unkonventionell und schwer integrierbar. Wenn überhaupt. Die Metapher stammt aus der kommerziellen Schafzucht, wo wenige schwarze Schafe die Qualität der gesamten Wolle «verderben». Gefragt ist weiss, denn weiss lässt sich gut färben.
Dabei waren Schafe ursprünglich gar nicht weiss, sondern braun. Ihre heutige Erscheinung ist das Ergebnis einer Züchtung, ein Gebot der Ökonomie. Gewissermassen geht es ihnen da wie dem modernen Menschen.
Im übertragenen Sinn steht das «schwarze Schaf» für den meist negativ bewerteten Kontrast zur ansonsten homogenen Gruppe. Es tickt nicht so, wie die «weissen Schafe» sich das vorstellen. Es eckt an. Deshalb handelt es sich überproportional häufig Ärger ein.
«Schwarze Schafe» sind Aussenseiter, sei es in Familie, Betrieb oder Gesellschaft. Ihr Wert als Korrektiv, Original oder «Leuchtturm» wird selten erkannt. Dabei wissen manche Schäfer die schwarzen Schafe durchaus zu schätzen: Sind die weissen an die schwarzen gewöhnt, lassen sie sich von dunkleren Tieren wie Wildschweinen nicht so schnell verängstigen. Und schliesslich gibt es Schäfer, die den Spiess ganz umdrehen und Herden mit ausschliesslich schwarzen Schafen halten. Deren Wolle erzielt am Markt einen deutlich höheren Wert …