02/06/2019
Vieles ist uns im Lauf der Zeit zur Gewohnheit geworden. Längst nicht alles davon ist uns heute noch dienlich.
Im Gegenteil: Gewohnheiten folgend, missachten wir unsere Werte oder gestatten anderen, unsere Grenzen zu übertreten. Wir geben anderen die Macht, über unsere Geschicke zu entscheiden, uns herabzusetzen oder herumzukommandieren. Wir sind es gewohnt, uns mit minderwertigen Nahrungsmitteln oder Informationen vollzustopfen, die in Wahrheit unser Menschsein beleidigen. Aus Gewohnheit sind wir permanent aktiv und missachten damit die feinen, stillen Anteile in uns. Wir beschäftigen alleine den logischen Verstand und pfeifen auf Körperwahrnehmung und Intuition.
Selbst wenn wir Sinn in einer Veränderung sehen, die uns zudem authentischer macht, heisst das noch nicht, dass wir auch unser Verhalten ändern. Eine alte Gewohnheit lässt sich oft nur schwer gegen eine neue ersetzen, denn sie hat sich im Nervensystem fest eingenistet. Also braucht es neben guten Gründen auch Disziplin, Achtsamkeit und vielleicht Unterstützung durch kompetente Dritte. Wenn wir wissen, wozu wir etwas Neues umsetzen, fällt es uns auch leichter, das häufig damit verbundene Unwohlsein anzunehmen.
Beispiel: Eine schiefe Körperhaltung verursacht immer wieder Verspannungen. Eines Tags zeigt uns jemand die gesündere Alternative, und motiviert gehen wir an die Umsetzung. Doch bald bemerken wir, dass die Integration in den Alltag manchmal mühsam oder gar schmerzhaft ist. Schnell erliegen wir der Versuchung, die gewohnte und daher stimmiger erscheinende Körperhaltung wieder einzunehmen. 1:0 für die Gewohnheit.
Hier braucht es eine klare Entscheidung und entschlossene innere Haltung. Wie wohl immer beim Ändern einer Gewohnheit. Das kann um so schwieriger werden, wenn auch andere Menschen von unserer Denk- oder Verhaltensgewohnheit profitieren. Denn dann scheint es, als riskierten wir auch noch Ansehen, Zugehörigkeit und vermeintliche Vorteile.